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12/12 7. Göttinger Fachtagung für Milchwirtschaft

Aktuelles im Dezember 2012

Am 13. Dezember 2012 fand in Göttingen die 7. Göttinger Fachtagung für Milchwirtschaft statt. Die diesjährige Veranstaltung stand unter dem Titel "Wachstum in freien Märkten: Was müssen Kuh und Betrieb leisten?"

Mit dieser Thematik griff die semesterübergreifende studentische Arbeitsgemeinschaft Milchwirtschaft als Organisator der Tagung die vielfältigen Problemstellungen und Herausforderungen, die sich bei der zukünftigen Entwicklung von Milchviehbetrieben stellen, auf. Die öffentliche Vortrags- und Diskussionsveranstaltung fand in der Aula am Waldweg statt. Etwa 250 interessierte Landwirte, Berater und Studierende besuchten die Veranstaltung. Dekan Prof. Dr. Achim Spiller und Hauke Bronsema (beide im Team von milchtrends.de) führten als Moderatoren durch die Tagung. Vier Referenten aus Praxis, Beratung und Wissenschaft bildeten das abwechslungsreiche Programm der traditionell im Dezember abgehaltenen Göttinger Fachtagung.

Professor Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Institut in Braunschweig und ebenfalls Teammitglied bei milchtrends.de, referierte einleitend über die Anforderungen der Gesellschaft an eine moderne Milchviehhaltung. Dazu stellte Prof. Isermeyer Entwicklungstendenzen der internationalen Milchproduktion dar und verwies auf den weltweiten Handel mit Milchprodukten sowie die Kopplung agrarischer Preise an den Erdölpreis. Diesen Globalisierungstendenzen und der zunehmenden Leistungssteigerungen in der Milchproduktion stünden erhöhte Anforderungen der Gesellschaft an den Tierschutz gegenüber. Schlagworte wie Massentierhaltung und Idealvorstellungen der Milchproduktion, die mit den aktuellen Produktionssystemen nur bedingt etwas zu tun haben, seien in der öffentlichen Diskussion keine Seltenheit. Hier sei die Politik gefordert gute Ausgangsvoraussetzungen für eine Verbesserung des Tierschutzes auf landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen. Besonders die Entwicklung von Innovationen durch Forschungsinitiativen sei hier sinnvoll. Vorgestellt wurden von Prof. Dr. Isermeyer hierzu die sechs Forschungsschwerpunkte der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) und deren Intentionen für eine Verbesserung bestehender Haltungssysteme.

Als nächste Referentin sprach Frau Sybille Möcklinghoff-Wicke vom Innovationsteam Milch Hessen zum Thema „Gesundheitsmanagement in wachsenden Milchviehbetrieben“. Die Gesundheit der Herde habe einen großen Einfluss auf die Herdenleistung und somit auch auf den ökonomischen Erfolg des Milchviehbetriebes. Die vorwiegenden Abgangsursachen einer Kuh in den ersten Laktationswochen seien eine negative Energiebilanz und die daraus resultierenden Stoffwechselstörungen und Puerperalerkrankungen. Frau Möcklinghoff-Wicke stellte Möglichkeiten vor, wie der Landwirt mit einfachen Hilfsmitteln und guter Beobachtung gesundheitliche Probleme frühzeitig erkennen  und Vorbeugemaßnahmen ergreifen kann.

Einen anschaulichen Praxisbericht bot Landwirt Franz Xaver Endres aus dem Allgäu. Er stellte seinen "Mehrfamilienbetrieb" mit 1400 Kühen und einer 780 kW Biogasanlage vor. In der Region Unterallgäu stellt diese Betriebsgröße eine Ausnahme dar. Ein Betriebswachstum auf diese Größe sei nur dann möglich und sinnvoll, wenn das Risiko der Investitionen überschaubar bleibe und das Wachstum in Einklang mit anderen Landwirten in der Region stattfinde. Wie viele andere Betriebe in ähnlicher Größe, sieht Herr Endres eine der wesentlichen Herausforderungen darin, gut ausgebildete und passende Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu halten.

Den Abschluss der Fachtagung markierte der Vortrag „Wie kann die Kälberaufzucht für zukünftige Leistungsanforderungen fit gemacht werden?“ von Dr. Hans-Jürgen Kunz, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Dr. Kunz stellte dabei eine restriktive Fütterung einer ad libitum Fütterung in den ersten Lebenswochen der Kälber gegenüber. Mit der Fütterung in den ersten Wochen werden wesentliche Grundsteine für die spätere Leistungsentwicklung der Tiere gelegt. Die ad libitum Fütterung in den ersten Wochen sorgt nach den Erfahrungen von Dr. Kunz unter Praxisbedingungen gegenüber der restriktiven Fütterung für deutliche Entwicklungsvorteile und eine positive Beeinflussung der späteren Futteraufnahme. Negative Einflüsse im Hinblick auf die Entwicklung der Tiere zu Wiederkäuern sind laut Dr. Kunz  durch eine ad libitum Fütterung nicht zu erwarten.

Insgesamt stieß die 7. Göttinger Fachtagung auf großes Interesse und ist bereits als jährlich wiederkehrender Termin im Kalender vieler Besucher fest verankert. Auch für das Jahr 2013 ist wieder eine Fachtagung geplant.

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